„Hallo Westfalia,
„Ich bin einfach enttäuscht von mir selber. Ich kriege es einfach nicht hin das zu tun, was ich gerne tun würde. Und zwar einfach aus „Angst“ was andere über mich denken würden. Man hat auch einfach Angst vor der Zukunft, weil man nicht weiß was passieren wird. Ich habe so einen Druck, dass ich später nicht genug verdienen werde. Die Tatsache, dass mein zukünftiges Studium mir vielleicht beruflich gesehen nichts bringt, oder dass ich nicht von meinen Eltern wegkomme, oder dass ich der einzige in meinem Freundeskreis sein werde, der es zu nichts gebracht hat.
Ich weiß Geld ist nichts alles im Leben, aber Sätze zu hören wie „aber als Mann musst du schon mehr verdienen.“ Provozieren mich so sehr, dass ich trotzdem es den anderen rechtmachen will und mir einpräge sowas auch erreichen zu müssen, damit ich „mithalten“ kann.
Mir wird von meiner eigenen Familie gesagt, dass ich es wahrscheinlich zu nichts bringen werde, weil mein Abitur 2 Jahre her ist und ich immer noch nicht ein richtiges Studium gefunden habe, womit auch alle zufrieden sind. Immer werde ich kritisiert und mir wird gesagt, ich sei zu dumm.
Ich weiß aber ich habe das Talent, dass zu machen was ich wirklich will, aber warum achte ich immer auf die Meinung anderer? Warum hindere ich mich selbst? Irgendwann werde ich sterben und dann bereuen, dass ich nie das Leben gelebt habe, was ich immer Leben wollte.
Ich meine Irgendwann wird sich keiner mehr an mich erinnern. Eines Tages sind wir alle Weg?
Worauf warte Ich?“
Hallo Freund des Schreibens A…
wie versprochen erhältst du auf diesen Weg unsere Antwort. Danke, dass du uns deinen Brief zukommen lassen hast.
>> Ist das, an dem du festhält, den Platz, den es einnimmt, wert? >>
Kleiner Reminder, dass man auch zwischendurch mal die schienen, auf denen man sich bewegt, auf Richtung und Eignung prüfen darf. Es gibt oft Fügungen im Leben, die man an irgendeinem Punkt hingenommen hat, und nun sitzt man in einem Zug, der auf eine bestimmte Destination zu gondelt. So weit, so gut.
Wenn du merkst, dass dieses Abteil, indem du sitzt, dich einengt, die Sitze ungemütlich sind, Mitfahrer*innen muffelnde Tupperdosen dabeihaben, die Aussicht nervt und der Kaffee einfach unterirdisch ist, gehört das sicherlich auch mal für einen Streckenabschnitt dazu. Wenn dies jedoch deine gesamte Reise beschreibt, ist es Zeit, dich zu fragen, ob du deine Zeit so verbringen möchtest.
Es ist möglich, beim nächsten Halt auszusteigen. Und auch wenn du dich dann fühlst, als ob du noch mal ganz am Anfang stehen würdest. Du hast eine beträchtliche Strecke hinter dir gelassen, nur der Punkt der Abzweigung für eine Richtungsänderung ist neu.
Wenn du Grenzen setzt, stört das nur die Menschen, die davon profitieren, wenn du keine hast.
Ein „Nein“ kommt uns manchmal schwer über die Lippen. Vor allem, weil wir uns dadurch oft in der Konfrontation mit anderen sehen. Im Grunde wollen wir niemanden enttäuschen und durch das Setzen von Grenzen auch keinen Konflikt auslösen. Denn bei unseren Grenzen geht es darum, unseren Wohlfühlbereich zu wahren. Zumeist haben wir uns angewöhnt, diesen besonders für andere zu verlassen, sodass wir gar nicht mehr die Möglichkeit sehen, Nein zu sagen oder uns zu entziehen- und das, obwohl diese Möglichkeit ja immer da ist und nur durch unser Denken reglementiert wird. Ein beliebtes Argument der Personen, die einen Nachteil davon haben, wenn man mal eine Grenze setzt, ist, dass man egoistisch und selbstbezogen sei.
Das möchte man irgendwie nicht auf sich sitzen lassen. Aber ist es schlimm, mal an sich selbst zu denken? Wenn man sich vereinzelten Situationen mal für das eigene Wohl entscheidet, anstatt für das von anderen Menschen? Nein. Wir brauchen unsere Grenzen gegenüber anderen Menschen. Wenn wir, indem wir diese ignorieren, ausbrennen, hat niemand etwas davon. Die Sache ist hier: Sich für sich selbst zu entscheiden. Für unsere eigene Zufriedenheit müssen wir immer damit rechnen. Das ist sicher kein Wohlfühl-Gedanke und macht die Sache auch nicht leichter durchsetzbar, jedoch wird es mit der Zeit einfacher. Denn jedes Mal, wenn du eine Grenze für dich gezogen hast, festigt sich dein Selbstbewusst sein und dein Selbstwert. Dann kannst du auch alles tun, was du eventuell bis jetzt aufgrund deiner familiären Situation d nicht gemacht hast. Sei mutig um dich voran zu bringen und stell dich gegen deine Ängste und Sorgen. Ohne es nicht probiert zu haben wirst du, die Erfolge nie spüren können.
Wir hoffen, dass wir dein Wegbegleiter sein konnten. Wir wünschen dir ganz viel Erfolg und freuen uns, wenn du uns über deine Entscheidungen berichtest.
Auf weitere schöne Briefe…
Dein Freund des Schreibens
Familienzentrum Westfalia